Leidiges Thema: Handwerker

Die Plakate der aktuellen Imagekampagne des deutschen Handwerks in Erinnerung, hatten wir unlängst gleich dreimal das Vergnügen, abgesehen von Bäcker, Metzger & Co. In den ersten beiden Fällen waren größere Hausgeräte defekt und es sollte geklärt werden, ob sich eine Reparatur noch lohnt. Wäre dies der Fall gewesen, sollte der Techniker im Idealfall gleich loslegen.


Die Hotlines nannten annähernd identische Pauschalpreise von 69 Euro pro Einsatz, die im Reparaturfall verrechnet werden würden. Im einen Fall erwies sich eine Reparatur als nicht mehr lohnenswert und es wurde für den Fall einer Neuanschaffung desselben Fabrikats eine Gutschrift von 20 Euro in Aussicht bestellt. Der Gutschein wurde gleich an Ort und Stelle ausgedruckt. In dem anderen Fall haperte es an einer Schaltplatine, die für das Gerät passend nicht mehr verfügbar war. Die Einsätze dauerten je etwa eine Stunde, zuzüglich Fahrtzeit und im einen Fall Zeit für die Klärung des Ersatzteilproblems. Effektive Kosten: 69 bzw. 49 Euro. Ärgerlich allemal, aber irgendwie fair.

Im letzten Fall versagte das TV-Bild nach einem Gewitter den Dienst. Zunächst wurde selbst geklärt, wo der Defekt zu finden sein könnte. TV-Gerät, Sat-Empfänger und die Antenne mit LNB erwiesen sich als intakt. Also musste der Fehler irgendwo in der Leitung sein und ein Fernsehtechniker her. Der fand sich über eine Anzeige in der Stadtteilzeitung. Herr H. aus P., Mitglied der Innung und Chef eines alteingesessenen Betriebes vor Ort, stand dann zum vereinbarten Termin vor der Tür. Darauf angesprochen, wo denn sein Werkzeug sei, meinte er, er wollte erstmal sehen, ob jemand zu Hause ist (Termin war vereinbart!). Es vergingen einige Minuten für den Weg zum Auto und zurück. Herumdrücken an diversen Fernbedienungen und rauf aufs Dach. Der Antennenmast sei locker, es müsse neu eingemessen werden. Zurück zum Auto, um das Messgerät zu holen. Schlussendlich wurde festgestellt, was längst bekannt war: Der Defekt liegt in der Leitung. Nun wäre es für einen Laien logisch, davon auszugehen, dass die fehlerhafte Stelle lokalisiert und dort ein intaktes Zwischenstück eingesetzt wird. Stattdessen ein ratloser Blick: Man müsse wohl eine komplett neue Leitung durch das Kabelrohr ziehen. Es gäbe aber die Möglichkeit, ein Loch durch die Außenwand zu bohren und an der Hauswand einen Kabelkanal zur Antenne zu verlegen. Bei beiden Lösungen schien es sich um zeitintensive Einsätze zu handeln und wir brachten das Gespräch auf eine DVB-T-Antenne statt der Sat-Anlage. Hiervon wurde strikt abgeraten - Satellitenempfang sei nach wie vor die beste Lösung (und anscheinend auch die für den Handwerker lukrativste wegen möglicher Folgereparaturen). Angesichts seines bevorstehenden Urlaubs verlegte der Meister eine provisorische Kabelleitung durchs Treppenhaus und quer durch den Wohnraum, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass nach seinem Urlaub längere Wartezeiten anstehen könnten. Noch am selben Tag kauften wir für 80 Euro einen DVB-T-Empfänger mit Antenne und nach wenigen Minuten funktionierte der Empfang. Nach einigen Tagen kam dann die Rechnung für den einstündigen Einsatz ins Haus: 216 Euro!!! Mehr als dreimal soviel wie für die vorgenannten Techniker. Neben den Arbeitswerten (1 AW entspricht 6 Minuten) wurden noch Fahrtkosten in Höhe von 35 Euro (für 5 Minuten Fahrzeit) und der Einsatz des Messgerätes mit 60 Euro in Rechnung gestellt. Frage: Ist so etwas "normal", nur weil viele Kunden zähneknirschend letztendlich zahlen und weil sich solche Preise und Berechnungsmethoden "eingebürgert" haben? Können sich Handwerker da auf ein Gewohnheitsrecht berufen? Wie ist die Meinung? Wer hat ahnliches erlebt? Welche Alternativen gibt es, wenn der Handwerker um die Ecke, dem man eigentlich am ehesten vertraut, einem das Fell über die Ohren zieht?

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